Unterwegs im Alltag: vielfältig, aber oft unterschätzt
Wie bewegen sich Frauen in ländlichen Räumen? Diese Frage ist wichtig – denn Mobilität ist mehr als nur Fortbewegung. Sie entscheidet darüber, wie selbstbestimmt Menschen leben können: ob sie zur Arbeit kommen, einkaufen, Kinder zur Schule bringen, Freund:innen treffen oder Angehörige pflegen können.
Gerade Frauen übernehmen im Alltag viele dieser Aufgaben. Sie verbinden oft berufliche und familiäre Wege miteinander, leisten noch immer einen Großteil der sogenannten „Care-Arbeit“ – und das führt zu sogenannten „Wegekettungen“: Morgens mit den Kindern zur Schule, dann zur Arbeit, am Nachmittag einkaufen, vielleicht noch zur Pflege der Eltern. Diese Mobilität ist kleinteiliger und anspruchsvoller als ein reiner Arbeitsweg – und stellt ganz andere Anforderungen an Verkehrsangebote.
Wenn Mobilität nicht für alle gedacht ist
Trotzdem basiert die Verkehrsplanung in Österreich – und besonders im ländlichen Raum – noch immer häufig auf einem traditionellen Bild: Ein Erwachsener pendelt mit dem Auto zur Arbeit und fährt am Abend wieder zurück. Viele Alltagswege, die davon abweichen, werden bei der Planung oft nicht mitgedacht. Das betrifft vor allem Frauen.
Das führt dazu, dass wichtige Mobilitätsangebote fehlen: Busse fahren selten oder nur zu Schulzeiten, Radwege enden plötzlich oder verlaufen entlang gefährlicher Landesstraßen. Wer kein Auto hat – oder keines fahren will – steht vor echten Hürden im Alltag.
Ohne Auto geht’s oft nicht – aber nicht alle können oder wollen
Gerade im Waldviertel ist der Besitz eines Autos oft eine Voraussetzung, um mobil zu sein. Der Bezirk Waidhofen an der Thaya gehört mit 767 Autos pro 1000 Einwohner:innen zu einer der Regionen mit der höchsten Autodichte in Österreich. Doch nicht alle Frauen haben Zugang zu einem Auto – sei es aus finanziellen Gründen, weil sie keinen Führerschein haben oder bewusst nachhaltiger leben wollen. Für viele ist es besonders wichtig, dass es gute Alternativen gibt: regelmäßige Busverbindungen, sichere Radwege, Mitfahrbörsen, Carsharing oder Rufbusse, die nach Bedarf fahren.
Was sich im Waldviertel bewegen kann
Das Waldviertel steht – wie viele ländliche Regionen – vor der Herausforderung, Mobilität für alle zu ermöglichen. Gerade für Frauen braucht es Lösungen, die ihren vielfältigen Alltag mitdenken. Das Projekt land.mobil:LAB der Technischen Universität Wien geht unter anderem auch diesen Fragen auf den Grund. Im Zeitraum von 2024 bis 2029 unterstützt es einerseits die Umsetzung bewährter, replizierbarer ergänzender Mobilitätsangebote und bringt sich andererseits aktiv in den Wissenstransfer von Erfahrungen aus dem Pilotraum Waldviertel in andere Regionen Österreichs ein.
Dadurch soll Mobilität nicht nur einfacher, sondern auch gerechter, klimafreundlicher und lebensnaher werden – für Frauen und für alle. Denn Mobilität ist nicht nur Technik und Straße – sie ist Alltag, Teilhabe und Lebensqualität. Wer Wege für Frauen verbessert, verbessert sie für alle.
Quellen:
- Mobilität der Frauen – VCÖ
- Masterarbeit “Geschlechterspezifische Perspektiven auf Mobilität”
- Vielfalt im Verkehrssystem
- VCÖ-Studie: Gender-Gap
- FFG-Projekt: MobiFlex
- Unterwegs zwischen Erwerb und Familienarbeit
- Woman Mobility
- Mobilität im Ländlichen Raum
- Zukunft der Mobilität braucht mehr Frauen
- Research Report – Frauen in Fahrt
- Netzwerk VCÖ